Selbstverständlich
läuft bei Devialet
nichts ohne CAD -
„Computer Aided
Design". Mit einem
Mitarbeiter dis-
kutiert Calmel
technische Lösungen
(r.); andere brüten für
sich über Problemen
(u.). Die Messtechnik
zeigt, ob sie dabei
richtig liegen
Z
ugegeben, wie ein Umstürzler sieht
Pierre-Emmanuel Calmel nicht
aus. Doch er hat mit seinem revo-
lutionär neuen „Devialet“-Konzept die
landläufige Vorstellung vom HiFi-Amp
gründlich auf den Kopf gestellt. Wenn
jemandem die Ehre gebührt, den ersten
Verstärker des digitalen Zeitalters erdacht
und verwirklicht zu haben, dann wohl
dem smarten, zurückhaltenden Franzo-
sen. „Seit ich mit 14 anfing Geräte zu bas-
teln, ist Elektronik meine Leidenschaft,
und ich habe alles darüber verschlun-
gen“, zuckt Calmel fast entschuldigend
die Schultern. So, als sei sein Weg von
Beginn an vorgezeichnet gewesen.
Dabei war der technische Ingenieur
über ein Jahrzehnt beim Telekommunika-
tionsriesen Nortel Networks und dort vor
allem in den aufregenden Bereichen GSM
und UMTS tätig, erlebte zugleich aber
auch die Achterbahnfahrt dieses Sektors
zu Beginn des Jahrhunderts: „Innerhalb
eines Jahres hat sich die Belegschaft ver-
vierfacht, um zwölf Monate später wieder
auf die Ausgangszahl zu fallen“, erinnert
sich der sympathische Techniker an die
damaligen Turbulenzen.
D iam etrale K onzepte vereint
Er selbst war zwar weder vom Kollaps
noch dem grassierenden Personalab-
bau der Branche betroffen, doch Nortel
stoppte alle ihn begeisternden Projekte.
Zu öde für Calmel: „Ich muss mich stets
technischen Herausforderungen stellen.
Wenn nicht beruflich, dann eben privat.“
In seinem Kopf spukte ohnehin längst
eine andere Idee herum - sich mit einem
Verstärker selbstständig zu machen, wie
es zuvor noch keinen gegeben hat.
Im Jahr 2003 stieg er einfach aus und
begann seinen Traum in die Tat umzuset-
zen, einen „Analog Digital Hybrid“-Amp,
kurz „ADH“ genannt, zu entwickeln,
ihn patentieren zu lassen sowie
einen funktionsfähigen Pro-
totypen zu bauen. Seit 2004
Der Devialet 110 ist kleinster
der drei neuen Vollverstärker
der Franzosen im einzigartigen
Design. Typisch ist das Bullaugen-
Display auf der Oberseite, auf dem sich
vielfältigste Informationen abrufen lassen
stand ihm dessen Auftau im Kern klar
vor Augen: Es sollte ein Verstärker sein,
der die Linearität und Verzerrungsarmut
eines ClassA-Amps mit der Leistungsfä-
higkeit und Effizienz einer ClassD-Aus-
gangsstufe kombiniert.
Viel leichter gedacht als getan. Hätte
der für eine Familie mit zwei Kindern ver-
antwortliche Technik-Enthusiast damals
gewusst, welche Probleme aller Art auf
ihn zukommen, hätte er sich die Sache
vielleicht nochmal überlegt. Calmel hielt
sich während der vierjährigen Entwick-
lungsphase mit Auftragsarbeiten für die
Auto- und Kühlaggregateindustrie finan-
ziell über Wasser, aber „90 Prozent mei-
ner Kraft widmete ich dem ADH-Amp“.
Was ihm größtes Kopfzerbrechen
bereitete, war die Tatsache, dass er
zwei sich diametral gegenüberste-
hende Konzepte zu einer Ein-
heit verschmelzen musste.
Denn schließlich schaltet ein
Brainstorming beim
Design-Team über Form und
Funktion der handlichen Funkfernbedienung
D-Verstärker laufend zwischen seinen
Versorgungsspannungen hin und her,
während die Identität des A-Typs gera-
dezu darin besteht, eine konstante Span-
nung auf zudem relativ hohem Niveau
zu liefern. Der A-Partner einer D-Stufe
sähe sich also nicht nur stark schwanken-
den Belastungen, sondern in den winzi-
gen Pausen zwischen den Schaltzyklen
sogar jeweils einem elektrischen Kurz-
schluss ausgesetzt. Sowas geht natürlich
gar nicht und ist sicher-
a
lieh der Grund dafür,
warum
vor
Calmel
2/2014 STEREO 17
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